Von den Anfängen bis heute
1971 wurde REDOG unter dem Namen Schweizerischer Verein für Katastrophenhunde-Ausbildung (SVKA) gegründet.
Obwohl der Hund bereits seit Jahrtausenden Haustier, Helfer und Begleiter des Menschen ist, sind Rettungshunde eine moderne Erscheinung. Es finden sich in der Geschichte zwar immer wieder Fälle, in denen Hunde Menschenleben gerettet haben, aber systematisch genutzt wurden diese Fähigkeiten erst im 19. Jahrhundert.
Aufspüren im Schnee: Die ersten Rettungshunde
1810 - der berühmteste Lawinenhund
Im Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard züchten die Mönche seit Mitte des 17. Jahrhunderts eigene Hunde, die ersten Bernhardiner. Deren Aufgabe ist zunächst, den verschneiten Weg zum Hospiz zu finden. Es gibt Berichte von diversen Fällen, in denen diese Hunde verirrte oder im Schnee verschüttete Menschen zum Kloster führen und ihnen damit das Leben retten. Allein Barry soll um 1810 über 40 Menschen das Leben gerettet haben.
Aufspüren verwundeter Soldaten: Die Sanitätshunde
Erst Kriege gaben einen Anstoss für die weitere Entwicklung. Ab 1885 machte man sich in der deutschen Armee Gedanken über den Einsatz von Hunden, zunächst als Melder oder zum Transport von Munition. Der Tiermaler Jean Bungartz begann zusätzlich mit der Ausbildung von Hunden im Sanitätsdienst, die beim Aufspüren verwundeter Soldaten helfen sollten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfuhr das Sanitätshundewesen einen Aufschwung, die Ausbildungsmethoden wurden weiterentwickelt. Im Zweiten Weltkrieg waren an allen Fronten über 200'000 Hunde im Einsatz.
Eine Entwicklung hin zu den zivilen Rettungshunden gab es hingegen in der Schweiz, wo Ferdinand Schmutz 1940 mit der systematischen Ausbildung von Lawinenhunden begann.
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich der Trümmerhund. Es begann mit Zufällen. Hunde spürten wiederholt Menschen unter den Trümmern zerbombter Häuser auf. Ab Oktober 1944 setzte man in England mehrere dieser Hunde für die Suche in den Trümmern ein, zunächst noch ohne spezielle Ausbildung.
1968 – die Anfänge von REDOG
Es sind begeisterte und gut ausgebildete Lawinenhundeführerinnen und -führer, die sich fragen, ob ihre Hunde nicht auch in der Lage wären, in Trümmerlagen nach Verschütteten zu suchen. Sie wollen mit ihren Hunden etwas Praktisches und Nützliches tun: Rettungsarbeit.
Erste Trümmererfahrungen der "Gruppe-K-Zürich"
In der Schweiz bestand damals seit langem ein gut organisiertes Sporthundewesen, dessen Prüfungsordnung drei Rettungshundesparten enthielt: den Sanitätshund (Suchhund im Bringselverfahren), den Suchhund (mit Verbellen) und den Lawinenhund.
Mit einer speziellen Ausbildung, welche in erster Linie eine gezielte Gewöhnung an die zu erwartenden Schwierigkeiten in einer Trümmerlage für den Hund beinhaltet, begannen die Pioniere, Katastrophenhunde auszubilden. Sie organisierten sich in der "Gruppe-K-Zürich", formulierten ein Anforderungsprofil für Hund und Mensch und entwarfen Übungsanlagen und -formen, die mit wenigen Veränderungen heute noch in Gebrauch sind.
1969 - die ersten Einsätze in der Schweiz
Ari und Gary sind die ersten Schweizer Katastrophensuchhunde: Bei einem Bergsturz im Wägital im Kanton Schwyz zeigen sie die Lage zweier vermisster Wanderer an.
Nur 10 Tage später stehen sie nach einer Explosion in einer Sprengstofffabrik in Dottikon im Einsatz (im Bild Ari).
Die Ausschnitte stammen aus dem Buch "Ausbildung von Katastrophenhunden" von Urs Ochsenbein.
Bellen – Scharren – Verharren
Beim Bergsturz im Wägital zeigte zuerst der Deutsche Schäferhund Ari die aufgefundene Witterung bellend an. Nun kannte man zwar die Örtlichkeit, nicht aber den genauen Ort, wo der menschliche Geruch austrat. Das war nötig, da man genau wissen musste, wo man mit dem Abtragen der Platten und Felsbrocken beginnen sollte. Der Boxer Gary zeigte mit Scharren an, wo die Witterung der Verschütteten austrat. Als das Militär an diesem Ort öffnete, fand man die beiden Leichen.
Die "Gruppe-K-Zürich" wusste nun, dass sie die Anzeige mit Bellen und Scharren sowie dem Verharren am Fundort trainieren mussten. Ari und Gary lernten rasch, diese dreifache Anzeige anzuwenden.
Keine zehn Tage später war Gary im Einsatz nach einer Explosion in einer Sprengstofffabrik in Dottikon im Kanton Aargau. Dieser Einsatz zeigte, dass die Trainingsansätze funktionierten. Trotz massenhaft herumliegendem gebrochenem Glas verletzten sich die Hunde nicht, da sie gelernt hatten, langsam zu gehen.
Die "Gruppe-K-Zürich" nahm jedoch zwei Erkenntnisse aus diesem Einsatz mit: Zeugenaussagen und Arbeitsunterlagen sowie Sicherheitsmassnahmen müssen vor dem Einsatz geprüft werden. Während des Einsatzes in Dottingen waren die Hundeteams im Untergeschoss am Suchen gewesen, als die Geniekompanie mit einem Bulldozer das geborstene Dach der Kesselhalle herunterzureissen versuchte. Es war reiner Zufall, dass die herabfallenden Bauteile weder Hund noch Mensch trafen.
1970 veröffentliche die "Gruppe-K-Zürich" eine Prüfungsordnung mit ausführlicher Ausbildungsmethode. Der Erfahrungsaustausch mit interessierten KynologInnen im ganzen Land begann. In der Ostschweiz, in den Kantonen Luzern, Basel-Stadt, Genf und Bern bildeten sich mitarbeitende Gruppen. Gemeinsame Übungen mit Luftschutz-Kompanien in Wangen-Dübendorf, Châtel-St.-Denis, Le Landeron und Istighofen fanden statt.
1971 - die Gründung
Die ersten 17 Hundeteams bestanden die Prüfung für die Katastrophensuche im Abbruchobjekt der alten Zürcher Ziegeleien.
Im gleichen Jahr wurde am 20. November der Schweizerische Verein für Katastrophenhundeausbildung in Dübendorf gegründet. Die "Gruppe-K-Zürich" löste sich auf.
1974 - Erster Auslandeinsatz, Erdbeben auf den Azoren
Einsatz auf den Azoren. Von Anfang an gehören Frauen selbstverständlich zu den Rettungsteams.
Schon bald folgen weitere Auslandeinsätze: Friaul in Italien (1976), Rumänien (1977), Jugoslawien (1979) sowie Algerien und erneut Italien (1980).
1981 wird REDOG Mitglied der Rettungskette Schweiz.
Jemen 1982 - Erster Einsatz im Rahmen der Rettungskette Schweiz
Nach einem Erdbeben im Nordjemen entsendet die Rettungskette Schweiz 15 Hundeteams ins Katastrophengebiet, wo sie das Leben von drei verschütteten Personen retten.
Beginn der systematischen Ausbildung von Flächensuchhunden
Anfangs der 1980er-Jahre beginnt die Regionalgruppe Graubünden mit der systematischen Ausbildung von Flächensuchhunden. Seit 1982 bildet REDOG schweizweit Hundeteams für die Flächensuche/Geländesuche aus. Sie werden in unübersichtlichem und schwer begehbarem Gelände sowohl im Flachland wie in voralpinen Regionen bei der Suche nach vermissten Menschen eingesetzt.
1984 wird REDOG Korporativmitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes. Weitere Rettungsorganisationen des Roten Kreuzes ist der Schweizerische Samariterbund, die RettungsschwimmerInnen SLRG und der Schweizerische Militär-Sanitäts-Verband.
Izmit/Türkei 1999 - REDOG rettet zwei Kinder
Es war ein überwältigender Moment, als Golden Retriever Colin einige Tage nach dem Erdbeben noch anzeigt, dass er Menschen unter den Trümmern wittert. Die Kinder, die lebend geborgen werden, haben noch heute Kontakt zu Colins Hundeführer Elias Kalt.
2000 - Gondo
Dreizehn Leuchtsterne, hoch in der Rudenwand, erinnern an die 13 Einwohnerinnen und Einwohner von Gondo, welche der Murgang vom 14. Oktober 2000 mit sich in den Tod riss. Ergiebige Regenfälle, die tagelang an die Felswand prallten und an deren Fuss versickerten, führten zu einem Abrutschen des Hanges samt Gebäuden, Strassen, Schutzdamm und Infrastruktur. Es war für REDOG ein sehr emotionaler Einsatz, mussten die Einsatzkräfte doch nach einem verschütteten Kollegen und seiner Familie suchen.
Japan 2011 - Erdbeben und Tsunami
15 REDOG Mitglieder und neun Katastrophensuchhunde sind im Einsatz nach dem Erdbeben und verheerenden Tsunami in Japan. Der Einsatz ist in vielerlei Hinsicht aussergewöhnlich. Der Einsatz muss aufgrund Nachbebens und schlechten Witterungsbedingungen – Schneefall und Kälte – mehrmals unterbrochen werden.
2014 - Schlammlawinen und Erdrutsch im Tessin
Heftige Regenfälle lösen im Tessin zuerst eine Schlammlawine und ein paar Tage später einen Erdrutsch aus. REDOG Hundeteams sind im Einsatz und finden die vermissten Menschen unter Trümmern und Geröll.
2015 - Erdbeben Nepal
REDOG steht zusammen mit der türkischen Rettungsorganisation GEA bei der Ortung verschütteter Opfer im Einsatz. Nach zwei Lebendrettungen durch GEA sucht das REDOG-Team gemeinsam mit GEA nach weiteren Opfern unter den Trümmern. News
2016 – REDOG geht in die Luft
Die Suchhunde von REDOG erhalten Unterstützung aus der Luft: Drohnen des Schweizerischen Verband ziviler Drohnen SVZD werden künftig bei der Suche nach vermissten Menschen in der Schweiz eine Übersicht von oben liefern. Damit wird die Suche in unübersichtlichem, unwegsamem und grossflächigem Gebiet schneller und einfacher.
2018 - Erste Leichenspürhunde zertifiziert
Gimli, Java, Nash und Dave (im Bild) heissen die ersten REDOG Leichenspürhunde, die einsatzfähig sind. Während dreier Jahre wurden die Suchhunde ausgebildet, die Witterung von verstorbenen Menschen unter Trümmern zu orten. Das Orten von verstorbenen Menschen ist für Angehörige und Freunde der Opfer von grosser Bedeutung. Obschon es für alle schrecklich ist, wenn jemand nur noch tot geborgen werden kann, so bleibt wenigstens die Gewissheit, dass ein geliebter Mensch nicht unter den Trümmern verschüttet liegen bleibt. Leichensuchhunde werden nach Naturkatastrophen wie Erdbeben und Bergrutsch sowie Gebäudeeinstürzen eingesetzt.