Von der Pionierzeit bis heute
REDOG wurde 1971 unter dem Namen SVKA (Schweizerischer Verein für Katastrophenhundeausbildung) in Zürich gegründet. Von den gesamthaft 600 Mitgliedern, gehören 65 der RG Zürich an.
Wir waren begeisterte Lawinenhundeführer, hatten aber keine Chance, zum Einsatz zu gelangen. Das kam nur für Kameraden in Frage, die in Gebirgskantonen wohnten. Wir Unterländer waren aber gut ausgebildet und trainiert, und so wurmte uns diese an sich richtige Regelung. Das brachte uns 1968 auf den Gedanken, ob nicht unsere Hunde auch in Trümmerbereichen nach Verschütteten zu suchen in der Lage wären.
Wir liebten alle den Hundesport. Die Schutzhundeausbildung war uns eine Selbstverständlichkeit, ebenso die jährlichen Fährten- und Suchhundeprüfungen. Aber Sport war uns nicht genug, wir wollten mit unserem Hund etwas Praktisches und Nützliches tun: Rettungsarbeit.
Unsere Recherchen ergaben, dass zu jener Zeit nur einzelne wenige ausländische Kynologen sich als Rettungshundeführer bezeichneten. Diese bildeten ihre Tiere aber nicht methodisch aus und vertrauten allein ihrer Spürfähigkeit. Ein Mann aus Holland hatte zwar eine Prüfungsordnung geschrieben, die sich jedoch fast ausschliesslich mit der Abklärung befasste, ob ein Hund Menschen beisse oder nicht.
Weiter zurück lagen die Einsätze von Hunden zur Trümmersuche im Zweiten Weltkrieg in England. Hier wurde auch nicht gezielt ausgebildet, und so kamen nur überdurchschnittlich suchfreudige, ja suchwütige Hunde in Frage. Alle andern gaben im Trümmergelände die Suche auf, weil sie durch die Fortbewegungsschwierigkeiten überfordert waren. Und bei jenen Tieren, die dank ihrem übermässigen Temperament suchten, war die Anzeige sehr ungenau, weil sie nur schwer zu kontrollieren und zu führen waren.
Die Situation in der Schweiz
Und wie sah es bei uns aus? In der Schweiz bestand seit langem ein gut organisiertes Sporthundewesen, dessen Prüfungsordnung bereits drei Rettungshundesparten enthielt: den Sanitätshund (Suchhund im Bringselverfahren), den Suchhund (mit Verbellen) und den Lawinenhund. In dieser Tradition standen wir. Und so entschlossen wir uns, ernsthaft an die Trümmersuche heranzugehen.
Es stellte sich uns die Frage: Ist es möglich, unsere gehorsamen, leistungsfähigen und führigen Sporthunde von meist mittlerem Temperament so auszubilden, dass sie der Suche in einem zerrissenen Trümmerfeld gewachsen sind? Die Antwort lautete: Mit einer speziellen seriösen Ausbildung, welche in erster Linie eine gezielte Gewöhnung an die zu erwartenden Schwierigkeiten für den Hund beinhaltet, wollen wir versuchen, das Ziel zu erreichen.
Das war der Ausgangspunkt unserer Arbeit. Nun will ja jedes Ding seinen Namen haben, und so nannten wir den Hund, der im Trümmerbereich in die Tiefe suchen sollte wie der Lawinenhund im Schnee, Katastrophenhund. Der Ausdruck Rettungshund betrachteten wir als Bezeichnung jener Gruppe, die den Sanitätshund und Suchhund (Flächensuche) sowie den Lawinenhund umfasste und - neu dazukommend - den Katastrophenhund (Trümmersuche) einschliessen sollte.
Die «Gruppe-K-Zürich»
Die Entwicklung einer zweckmässigen Ausbildungsform war das eine, das Heranbilden einer Organisation, die stark genug war, auch grössere Einsätze durchzuführen, das andere, das wir uns vornahmen. Wir hatten also auch das Wachstum unserer kleinen Gruppe anzustreben, und dazu mussten wir unsere Bemühungen publik machen. Dies wiederum verlangte einen Namen. Wir nannten uns «Gruppe-K-Zürich». Ein Briefbogen wurde gedruckt, um mit den Medien, den Behörden und der Kynologie in Kontakt zu treten.
Für die Arbeit an der Basis wurde ein Anforderungsprofil für den künftigen K-Hund und seinen Führer erstellt. In wenigen Monaten hatten wir danach geeignete Übungshindernisse und Übungsformen entworfen, konstruiert und festgelegt, die mit wenigen Veränderungen heute noch im Gebrauch sind. Damit trainierten wir unsere ersten Hunde. So war es uns möglich, schon 1969 zwei Einsätze durchzuführen. In beiden Fällen haben wir Grundsätzliches gelernt.
Der erste Einsatz
Beim Bergsturz im Wägital, wo im mit der Strasse abgerutschten Steilhang zwei Personen verschüttet lagen, zeigte zuerst der Deutsche Schäferhund «Ari» die aufgefundene Witterung bellend an. Nun hatte er uns zwar die Örtlichkeit bekanntgemacht, nicht aber den genauen Ort, wo der menschliche Geruch austrat. Das war nötig, da hier verschiedene Platten und Felsbrocken lagen, und man musste wissen, wo man mit dem Abtragen beginnen sollte. Alsdann liessen wir den Boxer «Gary» suchen. Es war seine Art, mit Scharren anzuzeigen, und das tat er hier wie immer genau dort, wo die Witterung der Verschütteten austrat. Hier öffnete am andern Tag, dem Osterdienstag 1969, das Militär und fand die beiden Leichen. Nun wussten wir, dass wir die Anzeige mit Bellen und Scharren trainieren mussten und natürlich auch mit dem Verharren am Fundort. «Ari» und «Gary» waren sozusagen unsere Prototypen. Beide lernten rasch, diese dreifache Anzeige anzuwenden.
Glück beim zweiten Einsatz
Keine zehn Tage später waren wir im Einsatz bei der Explosionskatastrophe in Dottikon (Sprengstoffabrik). Hier waren von 17 Vermissten 16 tot geborgen worden. Den einen Arbeiter hatten wir zu suchen. Wir fanden ihn nicht an seinem vermuteten Arbeitsort. Doch als «Gary» dort sein vorgeschriebenes antistatisches Überkleid ausgegraben hatte, wusste man, dass der Mann nicht hier gewesen war. Aus dem Arbeitsbuch ging hervor, dass er am Unglücksmorgen den beiden Personen zugeteilt war, die beim Reinigen eines leeren Kessels die Explosion ausgelöst hatten.
Fortan prüften wir vor jedem Einsatz genau die Zeugenaussagen und Arbeitsunterlagen. Ausserdem hatten wir bei diesem Einsatz erfahren, dass unsere zum langsamen Gehen trainierten Hunde sich in dem massenhaft herumliegenden gebrochenen Glas nicht verletzten. Doch ernstlich gefährdet waren wir samt unseren Hunden gewesen, als die Geniekompanie ausgerechnet zu der Zeit mit einem Bulldozer das geborstene Dach der Kesselhalle herunterzureissen versuchte, als wir in deren Untergeschoss am Suchen waren. Dass die herabfallenden Bauteile weder uns noch unsere Hunde trafen, war reiner Zufall. Erst nach etwa zwei Minuten wurde der Horror eingestellt. Wir lernten daraus, die Sicherheitsmassnahmen vor jedem Einsatz selbst zu überprüfen.
Partnergruppen werden gegründet
Nach diesen beiden Einsätzen lagen Erfahrungen vor. Die im Entstehen begriffene Ausbildungsmethode konnte ergänzt und eine Prüfungsordnung geschaffen werden. Diese lag 1970 bereit, und damit begann der Erfahrungsaustausch mit interessierten Kynologen im ganzen Land. In der Ostschweiz, im Kanton Luzern, in Basel, in Genf und in Bern bildeten sich mitarbeitende Gruppen. Die grundlegende Information war überall in Theorie und Praxis (Vorführungen) durch die «Gruppe-K-Zürich» erfolgt. Sie hatte auch den Kontakt zur Luftschutztruppe aufgenommen und an Übungen von Luftschutz-Kompanien in Wangen-Dübendorf, Chatel-St.-Denis, Le Landeron und Istighofen mit ihren Hunden teilgenommen.
Grosse Unterstützung bei allen diesen Aktivitäten bedeutete die Mitarbeit des Diensthundewesens der Kantonspolizei Zürich. Der Grundstein für die weitere Entwicklung wurde schliesslich in Zusammenarbeit mit der Ls Kp 111/25 am 16. Oktober 1971 in Zürich-Giesshübel gelegt. Vor prominenten Gästen aus Kreisen der Armee, des Zivilschutzes, der Polizei und der Kynologie wurde im Abbruchobjekt der alten Zürcher Ziegeleien im Rahmen der militärischen Einsatzübung die Arbeit von drei ausgebildeten K-Teams gezeigt und Teile der Ausbildung vorgeführt. Die gesamte Schweizerpresse berichtete positiv darüber. Ausserdem fand mit 17 teilnehmenden Führer-Hund-Teams die erste Prüfung für Katastrophenhunde statt.
Von der «Gruppe-K» zum SVKA
Damit hatte die «Gruppe-K» das gesteckte Ziel erreicht. Mit diesem Anlass beschloss sie ihr mehrjähriges aktives Wirken, das aus privater Initiative und auf eigene Rechnung und Gefahr von einigen wenigen erfolgt war und das u.a. eine Ausbildungsmethode, eine Prüfungsordnung und weitere Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des Katastrophenhundewesens erbracht hatte.
Am 20. November 1971 übergab die «Gruppe-K-Zürich» ihre Unterlagen dem SVKA, dem Schweizerischer Verein für Katastrophenhundeausbildung, anlässlich seiner Gründungsversammlung im Restaurant Geeren in Dübendorf und löste sich auf. Nachgereicht wurde 1972 die Anleitung zur Ausbildung von K-Hunden, die auch in Französisch erschien und eine brauchbare Grundlage für die Ausbildung in den Regionalgruppen bildete.
Geländesuche seit 1982
Seit 1982 bildet REDOG nicht nur Katastrophenhunde aus sondern auch Flächensuchhunde und Gebirgsflächensuchhunde. Solche Hunde und ihre Führer werden in unübersichtlichem und schwer begehbarem Gelände bei der Vermisstensuche eingesetzt. In Feld, Wald und im voralpinen Gebiet sind diese Gelände-Suchunde sehr effizient.
Aus SVKA wurde REDOG
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des SVKA wurde dem Verein der Name REDOG, abgeleitet vom englischen Rescue Dog (Rettungshund), gegeben.