Trainingswoche im Südtirol: Ein Abenteuer mit Fellnasen und Überraschungen

Wenn ein Haufen von Mantrailing-Enthusiasten aufeinandertreffen, ist eines garantiert: es wird nie langweilig. Besonders nicht, wenn es sich um die Trainingswoche der Mantrailinggruppe Ostschweiz im malerischen Südtirol handelt, die vom 27. April bis zum 2. Mai stattfand.

Ankunftstag: Eine Reise mit Hindernissen (27. April)

Die Anreise der Teilnehmerinnen war eine bunte Mischung aus Autobahnstaus, atemberaubenden Landschaften und unerwarteten Abenteuern. Während einige von uns sich durch den Brennerstau quälten, genossen andere die entspannte Fahrt über das Engadin-Ofenpass oder über den Reschenpass. Ein Team wurde sogar von einem Unfall gestoppt, wo Ersthelferqualitäten unter Beweis gestellt werden mussten, bevor wir uns schliesslich alle bei Gaisers Pizzeria trafen, um unseren Ausbildner Martin Pernter kennenzulernen und die Informationen für die kommende Woche auszutauschen. Für einige Teilnehmerinnen war dies der erste Intensivkurs, andere waren schon routinierter und kannten Martin bereits aus früheren Seminaren.

Trainingstag 1: Die Kunst des Trailings (28. April)

Der erste offizielle Trainingstag begann um 09:00 Uhr in Ora/Auer in der Nähe des Fussballplatzes. Unter der fachkundigen Anleitung von Martin absolvierten alle Teams je zwei Trails, wobei individuelle Herausforderungen und eine Ersteinschätzung durch Martin im Vordergrund standen. Martins Aufgaben sind so gestellt, dass er die Hundeführerinnen herausforderte, ohne die Hunde zu überfordern. Am Nachmittag sind die Teams beim Bewältigen der Höhenmeter ganz schön ins Schwitzen gekommen, weshalb der Abschluss des Tages im Restaurant Pfeffermühle wohlverdient war.

Trainingstag 2: Meistern von Herausforderungen (29. April)

In der Nähe von Kastelruth wurden die Lektionen vom Vortag vertieft und das Gelernte erstmals umgesetzt. Die eine Hundeführerin hält die Leine nun in der anderen Hand, die andere kann die Körpersprache ihres Hundes bereits etwas besser lesen. Für die geringeren Höhenmeter waren die Teilnehmerinnen dankbar, dafür waren die Trails etwas länger und gespickt mit neuen Herausforderungen. Beeindruckend war die Fähigkeit von Martin, sich auch abseits der Wege haargenau an den Pfad zu erinnern, den er mit der vermissten Person gegangen ist. Für die Gruppe war spürbar, dass Martin sich seit Kindertagen im Wald wohl fühlt und dort auch seine Faszination für das Mantrailing entwickelte.

Trainingstag 3: Wenn der Wald ruft (30. April)

Der Parkplatz in Andrian beim Schwimmbad war unser Schauplatz für den dritten Trainingstag, der aufgrund des warmen Wetters erneut im kühlen Grün des Waldes stattfand. Nach der Mittagspause ist Martin verschwunden. An seinem Auto hinterliess er einen Geruchsträger und meldete sich per Chat: „Achtung, habe mich verlaufen! Finde nicht zum Auto zurück! Viel Glück!“. Überraschend fand sich die Gruppe in einem improvisierten Rettungseinsatz wieder. Das Team Sarah und Vierbeiner Chester übernahmen die Verantwortung und meisterten die Herausforderung einwandfrei. Innert 15 Minuten führte Chester die Gruppe über knapp 700m zum „verirrten“ Martin. Was für ein Erfolg!

Trainingstag 4: Die Nacht der Einsätze (1. Mai)

Was als ruhiger und gewöhnlicher Trainingstag auf einem Parkplatz in St. Michael, nähe der Stadtmitte, begann, entwickelte sich später, als die Gruppe sich abends bereits schlafen gelegt hatte, noch zu einem nächtlichen Einsatz, als wir mitten in der Nacht um 01:00 Uhr zu einem fiktiven Suchszenario gerufen wurden. Mit Stirnlampen bewaffnet und den motivierten Hunden in den Fahrzeugen, konzentrierten wir uns auf die Schilderungen von Einsatzleiter Martin und durchkämmten anschliessend die regnerische Dunkelheit. Die Hundeführerinnen mussten flexibel sein und auf neue Informationen seitens Einsatzleitung reagieren. So wurde beispielsweise das Suchgebiet aufgrund einer Sichtung gewechselt und es kamen durch Ablösungen mehrere Teams zum Einsatz. Kurz nach 03:00 Uhr erreichte uns die Meldung, dass die vermisste Person im Nachbardorf wohlauf aufgefunden worden sei. Ein wahrhaft aufregendes Ereignis in unserer Woche!

Trainingstag 5: Abschied und bis zum nächsten Mal (2. Mai)

Nach der nächtlichen Aufregung startete der letzte Trainingstag in Meran mit kurzen Motivationstrails und Jagdspielen für die Hunde. Diese zeigten nach dem Geleisteten allerdings keine Müdigkeit und waren weiterhin eifrig dabei. Mittags fand mit Martin eine Nachbesprechung des Einsatzszenarios statt und die Auswertungen zeigten, dass alle Teams sehr gut gearbeitet haben und die Hunde auf der richtigen Spur waren! Zum Wochenabschluss trafen sich abends alle im Torggelkeller der Unterkunft Maurachers Fischerhof zum gemeinsamen Raclette und einem letzten Erfahrungsaustausch. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedeten wir uns voneinander, wissend, dass unsere Gruppe, egal in welcher Konstellation, im nächsten Jahr wieder zusammenkommen wird. Bis zum nächsten Mal, Südtirol! Und ein riesiges Dankeschön an Martin für seine unermüdliche Unterstützung und Anleitung.

Im Mai 2024, Sandy und Eliane

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